Steckbrief: Meerschweinchenrassen
Basiswissen
In der Liste der beliebtesten Haustiere haben sich die Meerschweinchen einen festen Platz ergattert. Neben dem liebevollen Charakter der Kleintiere liegt das wahrscheinlich auch an der Vielfalt, mit der die verschiedenen Rassen heute auftrumpfen können. Den zunächst eher merkwürdig erscheinenden Namen haben die Nager aber allesamt gemein.
Die possierlichen Kleintiere, die heute aus den deutschen Heimtierhaushalten nicht mehr wegzudenken sind, sind waschechte Südamerikaner. Dort sind die Tiere in weiten Teilen des Kontinents zu finden, in denen sie zudem die unterschiedlichsten Habitate bewohnen. So erschließen sie sich ihre Lebensräume in flachen Grasebenen oder im bis zu 4000 Meter hohen Hochgebirge. Nur im dichten Regenwald sind sie gänzlich abwesend. Die Meerschweinchen in der südamerikanischen Wildnis ernähren sich vor allem von Kräutern und Gräsern. Kein Wunder also, dass bei denen als Haustier gehaltenen Nagern Heu zu den Grundnahrungsmitteln zählt. Denn frisches Heu ersetzt die Gräser. Spanische Seefahrer brachten die Nager einst mit nach Europa, wodurch vermutlich der erste Teil der deutschen Namensgebung entstanden ist. Das „Schwein“ kam dann – so wird angenommen – in den Namen, weil die Quiekgeräusche der Tiere die Seefahrer an jene von Hausschweinen erinnerten.
Heute gibt es eine Vielzahl an beheimateten Meerschweinchenrassen, die sich überwiegend in Felllänge und Fellstruktur unterscheiden. Zu den beliebtesten zählt das Rosettenmeerschweinchen. Die gutmütigen Meerschweinchen weisen mindestens acht Fellwirbel auf, die sogenannten Rosetten. Das Fell ist dabei sehr abwechslungsreich. Es kann unifarben sein, ein Dalmatiner-Muster oder auch drei Farbtöne auf einmal aufweisen. Ähnlich wie das Rosettenmeerschweinchen hat auch das Angorameerschweinchen mehrere Wirbel im Fell, die häufig dazu führen, dass das bis zu 8 cm lange Haarkleid einen Scheitel auf dem Rücken bildet und dann sanft zu beiden Seiten herab fällt. Der Pony geht dabei in der Regel bis zur Nase. Das Fell bedarf einer intensiven sowie artgerechten Pflege, die später noch genauer erklärt wird. Mit lockigem und buschigem Haar kann dagegen die Rasse des Alpakameerschweinchens auftrumpfen. Am Hinterteil des Nagers befindet sich ebenfalls häufig ein kleiner Wirbel. Wegen seines Fells gehört der Alpaka-Nager genau wie das Angorameerschweinchen zu den Langhaarmeerschweinchen und bedarf besonderer Pflege. Wenn bei einer Rasse der Name Programm ist, dann bei den US-Teddy-Meerschweinchen. Das Fell der erstmals 1967 in Amerika entdeckten Tiere fühlt sich genauso an wie ein kuscheliges Stofftier. Die Farben des Haarkleides sind unterschiedlich – von Goldagouti, Silberagouti bis hin zu Salmagouti. Fellmuster wie Schokolade-Rot-Weiß, Schwarz-Weiß oder auch Schildplatt sind typisch für das US-Teddy-Meerschweinchen.
Das Zusammenleben mit Meerschweinchen
Meerschweinchen gelten fälschlicherweise als ideale Einsteigertiere für Kinder und landen daher oftmals alleine in zu kleinen Käfigen im Zimmer der Sprösslinge. Dabei dürfen die Tiere nicht ohne Artgenossen gehalten werden. Ein Meerschweinchenkäfig hat zudem im stürmischen Kinderzimmer wenig zu suchen. Wichtig ist, dass bei allen Familienmitgliedern eine Begeisterung für Meerschweinchen vorhanden ist. Am besten geht das mit einem gemeinsamen Familienprojekt, bei dem die Kinder zu einem tiergerechten Umgang angeleitet werden. So lernen deine Kinder schnell, Verantwortung für ein Tier zu übernehmen. Auf sich allein gestellt, können Kinder mit der Pflege von Meerschweinchen nämlich schnell überfordert sein. Schließlich wissen sie noch gar nicht so recht, was gut für das Meerschweinchen ist. Es ist daher wichtig, dass du Grundwissen über die Tiere besitzen und selbst Freude an ihnen haben. Dann fällt es dir leichter, deinen Kindern die Meerschweinchen immer wieder in einem neuen Licht zu zeigen. Das weckt zugleich das Interesse, mehr über die Tiere zu lernen. Ganz von allein stellt sich letztendlich die Erkenntnis ein, dass Meerschweinchen keine Spielzeuge, sondern lebendige Tiere mit eigenen Bedürfnissen sind. Als solche stellen sie vollwertige Familienmitglieder dar, die bei guter Haltung bis zu acht Jahre alt werden können.
Eine Anschaffung sollte daher nur in Betracht gezogen werden, wenn Ihnen bewusst ist, dass die Hauptverantwortung bei Ihnen und nicht bei Ihren Kindern liegt. Aufgrund der Wendigkeit und Nagevorliebe müssen Meerschweinchen nämlich im Freilauf gut kontrolliert werden, was für die Kleinen nur schwer umsetzbar ist. Genauso musst du eine tägliche Gesundheitskontrolle durchführen, da Meerschweinchen ihr Unwohlsein aus Angst vor einem "Gruppenverweis" nur sehr schwer erkennen lassen. Die Verantwortung für die Sauberkeit des Meerschweinchenkäfigs, das tägliche Futter und frische Wasser sowie die Gesundheitskontrolle sind grundlegende Bestandteile der Meerschweinchenhaltung, die nur ein Erwachsener ausreichend überwachen kann.
Positive Auswirkung der Nager auf Kinder
Meerschweinchen erobern in Windes Eile die Herzen aller Familienmitglieder. Vor allem für Kinder werden sie schnell zu treuen Freunden und kuscheligen Vertrauten. Die positive Auswirkung von Heimtieren ist schon vielfach wissenschaftlich belegt. Zuneigung und Zärtlichkeit, Verantwortung und ein Einblick in die Natur stärken das Selbstvertrauen des Kindes. Die Meerschweinchen tragen mit ihrer lieben Art zum Wohlbefinden bei, sie bringen zum Lachen und bauen durch ihre ruhige Art Stress ab.
Für Kinder bietet das Leben mit Meerschweinchen die Möglichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Einfühlungsvermögen zu lernen und weiterzuentwickeln. Dabei fungierst du als Vorbild: Gehst du artgerecht und verständnisvoll mit den Meerschweinchen um, nehmen auch deine Kinder die Bedürfnisse der Tiere wahr. Dazu gehört, dass Meerschweinchen Gruppentiere sind und nicht allein sein wollen. Bei mehreren Tieren kannst du vor allem das interessante Sozialverhalten beobachten – erneut ein Spaß für die ganze Familie. Mit einem großen, tollen Gehege in einer ruhigen Ecke lässt sich eine Gruppe problemlos ins Alltagsleben integrieren. Versorgt und glücklich haben die Meerschweinchen zudem besondere Freude an gemeinsamen Spielstunden. Spaß haben Kinder zum Beispiel daran, mit dir zusammen ein Labyrinth für die Meerschweinchen zu bauen. Ihr werdet verblüfft feststellen, wie schnell sich die Tiere darin zurechtfinden.
Charakter & Erziehung der Meerschweinchen
Meerschweinchen sind absolute Gruppentiere und leben gerne zusammen mit Artgenossen. Ihr ausgeprägtes Sozialverhalten verbietet es, die Tiere allein zu halten. Beachte, dass bei einer gemischten Gruppe aus Männchen und Weibchen jeweils drei Weibchen auf ein Männchen kommen. Zudem sollte das Platzangebot für zwei Reviere ausreichen. Gleichgeschlechtliche Gruppen harmonieren meist problemlos. Zwei Verhaltensweisen sollten hier noch erwähnt werden, die Meerschweinchen an den Tag legen. Diese werden im ersten Augenblick für dich fragwürdig erscheinen, liefern aber keinen Grund zur Sorge. Dazu zählt die Eigenart des Fressens des eigenen Fells oder das eines Artgenossen. Die Gründe für dieses Phänomen der „Rasenmäherschweinchen“ sind nicht genau erforscht, können aber in falscher Ernährung oder Langeweile liegen. Die Betonung liegt hierbei jedoch auf „können“! Überprüfe das Futter- und Spielangebot deiner Tiere auf Mängel. Sollte das Verhalten weiterhin bestehen, dann gilt die allgemein bekannte Floskel „Nobody’s perfect!“. Des Weiteren kann beobachtet werden, wie die Tiere ihren eigenen Kot fressen. Das ist ganz normal und sollte nicht unterbunden werden. Die sogenannten “Blinddarm-Pillen” sind für das Meerschweinchen nämlich wichtig und sogar gesund.
Gute Vorbereitung ist vor dem Meerschweinchen-Einzug wichtig – schließlich sind die Meerschweinchen bei der Ankunft mindestens so aufgeregt wie die Familie. Die vielen Gerüche, die ungewohnte Umgebung, die fremden Menschen. Neugierig und vielleicht manchmal auch noch etwas ängstlich nehmen die wuscheligen Gesellen ihr neues Zuhause in Augenschein. Futternapf und Wasserflasche sollten bereits gefüllt und das Schlafhäuschen liebevoll auf der frischen Einstreu platziert sein. Hole die künftigen Mitbewohner erst zu dir nach Hause, wenn das Gehege fertig ist. So müssen die Tiere nicht in ihren Transportboxen ausharren, bis alles vorbereitet ist. Neben dem geräumigen Gehege (hier gilt: Je größer, desto besser!), dem Häuschen sowie der Heuraufe zählen gute Einstreu, Futter, gesunde Leckerlis und Spielzeug wie Tunnel oder eine Hängematte zur Einkaufsliste.
Nach dem Einzug heißt es für dich und deine Kinder: Geduld. Nimm die Tiere nicht gleich auf den Arm, um sie zu streicheln, auch wenn die Versuchung groß ist. Sie brauchen Zeit, um sich einzugewöhnen. Dafür benötigen sie durchaus ein paar Tage. Mit langsamen Bewegungen und ruhiger Stimme kannst du dann allmählich damit beginnen, nach und nach das Vertrauen der Nager zu gewinnen.
Meerschweinchen sind von Natur aus sehr neugierige Tierchen, daher gestaltet sich die Handzähmung relativ einfach. Rede dem Tier von etwas Entfernung ruhig zu. Trage dabei kein Parfum oder ähnliches, da dich das Tier neben der Stimme künftig auch an deinem Duft erkennen wird. Ab dem dritten Tag etwa kannst du beginnen, ruhig die Käfigtür zu öffnen und deinem neuen Haustier ein Salatblatt oder ein anderes Leckerchen zu reichen. Nenne das Meerschweinchen dabei mehrmals mit ruhiger Stimme bei seinem Namen, sodass sich dieses an diese Bezeichnung gewöhnen kann. Bald kannst du einen ersten Freigang wagen. Das ruhige Zureden solltest du dabei beibehalten. Du wirst sehen, nach kurzer Zeit wird das Meerschweinchen die ganze Wohnung bzw. seinen Auslauf neugierig erforschen und keine Scheu mehr zeigen.
Artgerechte Pflege & Haltung
Damit es den Meerschweinchen bei dir an nichts mangelt, sollten Aufgaben und Pflichten, die bei der Meerschweinchenhaltung anfallen, am besten in einem Wochenplan innerhalb der Familie klar verteilt werden. Wer ist für das Saubermachen des Käfigs verantwortlich? Wer füttert die Tiere? Solche Fragen sollten stets geklärt sein. Unter Mithilfe der Eltern können Kinder ihre Meerschweinchen problemlos versorgen. Du wirst womöglich erstaunt feststellen, wie zuverlässig sich dein Nachwuchs um seine Heimtiere kümmert. Täglich frisches Wasser, die regelmäßige Fütterung, Schmusen und Spielen, aber auch die Reinigung des Geheges sind Aufgaben, die ein Kind für die kleinen Tiere gerne übernimmt. Am besten bindest du die Kinder von Beginn an in die Meerschweinchenwahl und -pflege ein.
Kurzhaarmeerschweinchen brauchen in der Fellpflege keine Unterstützung durch den Halter. Wenn sie gesund sind, kümmern sich die Tiere selbst um ein glänzendes Fell. Trotzdem solltest du ein wachsames Auge auf den Zustand des Fells haben. Kontrolliere regelmäßig, ob einzelne Stellen – wie etwa die die Bauchseite und der Bereich am Hintern – verfilzen, da diese mitunter feucht werden. Ein gelegentliches Bürsten von Kurzhaarmeerschweinchen wird zwar empfohlen, sinnvoll ist es jedoch nicht, da Meerschweinchen diese Behandlung als unangenehm empfinden.
Die Fellpflege von Langhaarmeerschweinchen ist für den Halter hingegen deutlich intensiver als die des Kurzhaarmeerschweinchens. Du solltest dich deshalb nur dann für Langhaarmeerschweinchen entscheiden, wenn du täglich genügend Zeit zur Fellpflege zur Verfügung hast. Um massive Verfilzungen zu vermeiden, solltest du das Fell Ihres Lieblings regelmäßig zurückschneiden – und das am besten nicht erst, wenn die ersten Fellschäden zu sehen sind, sondern vorbeugend. Schneide das Fell so weit zurück, dass es ungefähr einen Zentimeter über dem Boden endet und nicht ständig durch die Einstreu gezogen wird. Gerade im Bereich des Hinterns solltest du dies mehr als beherzigen, denn diese Körperpartie verfilzt am schnellsten. Durch relativ kurzes Fell vermeidest du, dass sich Kot und Urinreste unangenehm festsetzen. Langhaarmeerschweinchen müssen zudem regelmäßig gebürstet werden. Wie bereits bei den Kurzhaarmeerschweinchen beschrieben, mögen Meerschweinchen diese Form der Fellpflege nicht. Verwende daher eine weiche Babybürste oder eine spezielle Bürste für Meerschweinchen, die über weiche und feine Borsten verfügt. Sollten dennoch Verfilzungen auftreten, so bürste diese nicht mühsam aus, sondern greife konsequent zur Schere, um die Prozedur nicht noch stressiger für das Tier zu machen.
Wissenswertes: Von der Haltung mit Kaninchen absehen!
In vielen Tierhaushalten war bzw. ist es üblich, ein Meerschweinchen zusammen mit einem Kaninchen zu halten. Heute weiß man jedoch, dass dies vor allem für das Meerschweinchen eine psychische Belastung darstellt. Das hängt mit den unterschiedlichen sozialen Einstellungen der beiden Tiere zusammen. Kaninchen putzen sich untereinander. Sie markieren sich gegenseitig und verdeutlichen so, dass sie zusammen gehören. Meerschweinchen hingegen mögen zwar Artgenossen, sind ihnen allerdings sehr distanziert gegenüber. Meerschweinchen kuscheln nicht miteinander, weil sie es nicht mögen. Das Meerschweinchen weiß genau, dass es gegen das körperlich stärkere Kaninchen nicht gewinnen kann und hält - entsprechend seiner Natur - still, wenn es sich nicht an einen geschützten Ort zurückziehen kann. Was wir Menschen beim Meerschweinchen einst als Genießen ausgelegt haben, ist aus heutiger Sicht eher ein Ergeben in einer Situation, die es sowieso nicht verhindern kann.